Zeitraum des Projekts
8 Jahre, seit 2016
Wie macht man aus dem Betrieb von Ladestationen ein gelungenes Geschäftsmodell? Die St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG verkauft dank multiplizierbaren Modellen bereits seit mehreren Jahren erfolgreich Ladestationen in Geschäfts- und Mehrfamilienhäusern. Um im öffentlichen Raum wirtschaftlich agieren zu können, brauche es gut besuchte Zielorte – oder engagierte Gemeinden.
Die Installation von Ladeinfrastruktur in Geschäfts- und Mehrfamilienhäusern ist für die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG (SAK) ein wichtiger Geschäftszweig. Einer ihrer Erfolgsfaktoren: Die Ladestation, die sie verwendet, ist ein leichtes Modell mit einfachem Aufbau, das unkompliziert an einer Wand oder Decke montiert werden kann. Dank diesem Standardprodukt mit gut kalkulierbaren Kosten kann die SAK diverse Kundensegmente effizient bedienen.
Die Kundinnen und Kunden können zwischen verschiedenen Finanzierungsmodellen wählen: Sie können die Ladestationen kaufen oder mieten. Somit bestimmen sie selbst, was am besten zu ihren Bedürfnissen passt – ein weiterer Erfolgsfaktor. Das Mietmodell ist vor allem in Miethäusern attraktiv. Wenn der Nachmieter keine Ladestation mehr benötigt, gibt die Vermieterin die Ladestation unkompliziert an die SAK zurück. Für Stockwerkeigentümer bietet die SAK ein Kauf-Modell mit einer Vorfinanzierung an. So können Ladelösungen in Betrieb genommen werden, ohne dass die Gemeinschaft vor der Installation bereits Kosten tragen muss. Dank diesen skalierbaren und doch individuell abstimmbaren Modellen hat die SAK bereits Ladeinfrastrukturen in 100 Geschäfts- und Mehrfamilienhäusern in den Kantonen St. Gallen, Zürich, Thurgau, Graubünden, Bern und Appenzell erstellt.
Mehrfach konnte die neue Ladeinfrastruktur an eine Energiesanierung des Gebäudes gekoppelt werden. Wird die Ölheizung beispielsweise durch eine Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage ersetzt, kann die Ladestation mit selbst produziertem Solarstrom gespiesen werden. «Uns nützt es genauso viel wie unserer Kundschaft, wenn wir möglichst viele Puzzleteile zusammenbringen», sagt Alexandra Asfour, Business Development Managerin bei der SAK. Deshalb zeige die SAK ihren Kundinnen und Kunden schon zu Beginn des Planungsprozesses auf, welche Möglichkeiten für sie in Frage kommen.
Ein skalierbares, aber doch individuell abstimmbares Modell bewährt sich – die Kundschaft soll selbst bestimmen, was am besten zu ihren Bedürfnissen passt.
Aus Sicht der SAK ist es sinnvoll, ihren Kundinnen und Kunden ein möglichst dichtes öffentliches Ladenetz zur Verfügung zu stellen. Dafür braucht es neben den privaten Ladepunkten auch allgemein zugängliche Ladestationen.
Aus diesem Grund beschloss die SAK bereits 2016, in der Ostschweiz bis 2025 insgesamt 200 allgemein zugängliche Ladestationen anzubieten. Dafür ging sie eine Partnerschaft mit GreenMotion, einem Start-up aus Lausanne, ein. GreenMotion hat den Geschäftszweig des öffentlichen Ladens später an die Firma evpass ausgelagert. Und diese wurde mittlerweile von Shell aufgekauft. Die SAK hatte also mit laufend wechselnden Partner zu tun – es ist ein Feld im Umbruch.
Trotzdem machte die SAK vorwärts und erreichte ihr Ziel schon zwei Jahre früher als geplant. Seit 2023 betreibt sie über 200 allgemein zugängliche Ladestationen in über 30 Gemeinden in mehreren Kantonen, darunter auch mehrere Stationen in der Stadt Zürich. Und sie realisierte schnell: Das Potenzial für allgemein zugängliche Ladestationen ist endlich. «Die attraktiven Zielorte mit viel Publikumsverkehr, die einen Business Case ergeben, sind in unserem Gebiet mittlerweile mehrheitlich erschlossen», sagt Alexandra Asfour. Dazu gehören grosse Parkhäuser, Hotels, Ausflugsziele und Autobahnraststätten.
Dass der Spielraum immer enger wird, bekommt die SAK bereits zu spüren. Sie hat an rund 25 Standorten eines grossen Detailhändlers allgemein zugängliche Ladestationen gebaut – und die Nutzerzahlen sind ernüchternd. «Das zeigt, wie herausfordernd das Erschliessen allgemein zugänglicher Ladestationen ist», so Asfour. «Die meisten Menschen laden ihre Autos eben zu Hause. Wer das nicht kann, hat oft erst gar kein E-Fahrzeug.»
Potenzial sieht Alexandra Asfour künftig vor allem in den Wohnquartieren. Ob der Ausbau von Ladestationen hier vorangetrieben werden könne, sei jedoch von den Gemeinden abhängig. Weil erst wenige Autofahrerinnen und -fahrer ohne Privatparkplatz ein E-Auto besitzen, könne die SAK das unternehmerische Risiko solcher Standorte nicht tragen – die Kundschaft fehle ja noch. «Es braucht Gemeinden, die hier in die Vorreiterrolle gehen», so Asfour. «Nur wenn eine Gemeinde sich finanziell für das Laden im Quartier engagiert, können Ladestationen in blauen Zonen funktionieren.»
8 Jahre, seit 2016
Ostschweiz
Unterschiedliche Finanzierungsmodelle für Kundschaft
evpass / Shell (öffentliche Ladestationen), simplee und ZapTech (Ladestationen in Tiefgaragen)
Alexandra Asfour Alexandra.asfour@sak.ch 071 229 52 12
Bildquelle: SAK (ZVG)